Offenes Meer by Annika Thor

Offenes Meer by Annika Thor

Autor:Annika Thor
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Samstagnachmittag fahren sie los. Das Zelt ist auf Steffis Gepäckträger festgezurrt, die beiden Schlafsäcke auf Judiths. In den Fahrradtaschen, die Judith von einer Arbeitskollegin geliehen hat, haben sie Proviant, Zahnbürste und Seife, warme Pullover und Unterwäsche zum Wechseln.

Sie fahren über die Brücke über den Götafluss, ihre Haare flattern im Wind. Es ist ein warmer Tag, aber der Wind kühlt schön, als sie zwischen den Wohnhäusern in Hisingen weiterfahren. Bald wird die Besiedlung dünner und nach einer Weile sind sie draußen auf dem Land.

Jetzt wird der Weg hügeliger. Rechts erstrecken sich blühende Wiesen bis hin zum Flussufer. Links steht dunkel der Wald, öffnet sich jedoch hier und da, um einem Holzhaus oder einem Bauernhof Platz zu machen.

Sie rasten und bitten auf einem der Höfe um Wasser aus der Pumpe. Eine freundliche Frau unterhält sich mit ihnen, während sie die Hühner füttert.

„Wohin seid ihr unterwegs, Mädchen?“

„Nach Uddevalla“, antwortet Steffi.

„Das ist ein weiter Weg. Aber ihr hab ja ein Zelt dabei, sehe ich. Wollt ihr Badeferien machen?“

„Ja“, antwortet Judith, bevor Steffi antworten kann.

„Tja, es gibt Leute, die haben überhaupt keine Ferien“, sagt die Bäuerin. „Aber ihr seid wohl aus der Stadt?“

„Vielen Dank für das Wasser“, sagt Judith. „Wir müssen jetzt weiter.“

Sie nehmen die Räder und schieben sie auf die Landstraße.

„Was ist denn mit dir los?“, fragt Steffi. „Warum warst du so schroff zu ihr?“

„Hast du nicht gemerkt, wie neugierig sie war?“, sagt Judith. „Warum sonst hat sie uns ausgefragt?“

Sie strampeln weiter und bald sehen sie die alten Mauern der Bohus-Festung h och oben auf einem Berg. In Kungälv riecht es gut von der Keksfabrik.

„Jetzt müssen wir bald eine Pause machen und etwas essen“, sagt Steffi. „Hast du keinen Hunger?“

„Doch.“

Es dauert eine Weile, ehe sie einen geeigneten Rastplatz finden. Schließlich kommen sie zu einem See.

„Hier.“

„Ja.“

Sie setzten sich ans Ufer und packen ihren Proviant aus. Die Sonne brennt und Fliegen umschwirren sie. Steffi kriegt Lust zu baden.

„Wollen wir erst noch mal kurz ins Wasser?“

Judith zieht die Nase kraus. Sie kann nicht schwimmen.

„Es ist bestimmt ganz flach. Komm, wir gucken mal nach.“

Es ist flach und am Ufer wächst viel Schilf. Aber Steffi findet einen kleinen Steg, an dem ein Ruderboot vertäut liegt. Dort wächst kein Schilf und das Wasser reicht einem nur bis zur Taille.

Sie haben kein Badezeug mit, aber da kein Mensch zu sehen ist, baden sie nackt.

Handtücher haben sie auch nicht. Siemüssen sich in ihre Kleider zwängen ohne sich vorher abzutrocknen. Aber das ist ein gutes Gefühl in der Wärme.

Der Proviant, den Majs Mutter heute Morgen vorbereitet hat, schmeckt wunderbar. Käsebrot, Wurstbrote, gekochte Eier. Kaffee in einer roten Thermoskanne, die Majs Vater sonst mit zur Arbeit nimmt.

„Am besten, wir bewahren uns etwas für heute Abend auf“, sagt Steffi, obwohl sie eigentlich alles hätte aufessen können. „Wir kriegen bestimmt wieder Hunger.“

Von Kode an laufen Landstraße und viele Waggons nebeneinanderher. Ein Güterzug mit vielen Waggons donnert an ihnen vorbei. Das Meer ist von einer Hügelkuppe aus zu sehen und kurz vor Stenungsund haben sie freie Sicht auf den Horizont. Der Weg führt zwischen Wasser und Eisenbahnschienen entlang, nur wenige Meter vom Ufer entfernt.



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